Es war laut, es war emotional – und es war ein Abend, der hängenbleibt. Kissin’ Dynamite spielten am Sonntag, dem 9. November 2025, im Capitol Hannover und lieferten eine Show, die zeigte, warum sie seit Jahren zu den konstantesten Rockbands des Landes gehören. Im Rahmen ihrer Back with a Bang! World Tour 2025 brachte die Band alles auf die Bühne, was sie stark macht: Energie, Handwerk und diesen unverkennbaren Sound zwischen Härte und Melodie.
Zwischen Rückblick und Aufbruch
Kissin’ Dynamite wurden 2007 gegründet und gehören seit Jahren fest zur europäischen Rockszene. Ihr Stil ist klar definiert: kraftvoller Hardrock mit modernen Einflüssen, getragen von großen Refrains und präzisem Spiel. Mit Songs wie You’re Not Alone, I’ve Got the Fire oder Ecstasy hat sich die Band längst ihren Platz auf den großen Bühnen erspielt. Das 2022 erschienene Album Not the End of the Road erreichte Platz 2 der deutschen Charts und bewies, wie konstant Kissin’ Dynamite arbeiten.
Diese Tour steht unter einem besonderen Zeichen. Sänger Hannes Braun wird die Band nach dem Tourende verlassen. Fast zwei Jahrzehnte hat er den Sound, die Dynamik und das Gesicht von Kissin’ Dynamite geprägt. In Hannover war das spürbar – aber nicht als Wehmut, sondern als bewusster Abschluss. Es war dieses „Jetzt erst recht“-Gefühl, das den Abend prägte und jedem Song eine zusätzliche Wucht verlieh.
Kein Platz für Zurückhaltung
Das Capitol in Hannover-Linden war dafür der ideale Ort. Ein Club mit Geschichte, direkter Atmosphäre und genau dem richtigen Maß an Lautstärke und Nähe. Der Graben vor der Bühne sorgte für Raum, die Energie sprang trotzdem über. Als das Licht erlosch und das Intro startete, stand die Band auf ihren Positionen – bereit, alles zu geben.
Vom ersten Ton an war klar, dass es kein zurückhaltendes Konzert werden würde. Die Band spielte präzise, sauber und druckvoll. Ande Braun und Jim Müller teilten sich die Gitarrenarbeit mit perfektem Timing, Steffen Haile am Bass und Sebastian Berg am Schlagzeug gaben den Rhythmus vor. Hannes Braun stand im Zentrum, sang stark und führte den Abend mit sicherem Gespür für Dynamik.
Der Sound im Capitol war klar, ausgewogen und laut genug, um jedes Detail zu tragen. Kein Übersteuern, keine Balanceprobleme – eine Produktion, die auf Erfahrung basiert und zeigt, wie professionell die Band arbeitet.
Songs, die verbinden
Die Setlist führte quer durch alle Schaffensphasen. Klassiker und neue Titel griffen ineinander, ohne Brüche, ohne Lücken. Jeder Song saß, jedes Solo traf. Das Publikum war von der ersten Sekunde an dabei, klatschte, sang, feierte und trug die Stimmung mit. Bei You’re Not Alone wurde der gesamte Club zum Chor, bei Not the End of the Road schwang in jeder Zeile diese Mischung aus Stolz und Abschied mit.
Zwischen den Songs gab es keine langen Ansagen, keine überzogenen Gesten. Kissin’ Dynamite setzten auf Musik, nicht auf Show. Die Lichtregie blieb dezent, das Bühnenbild funktional – kein überladener Effekt, kein Schnickschnack. Genau das machte den Reiz dieses Abends aus: eine Band, die sich nicht hinter Inszenierung versteckt, sondern einfach spielt.
Laut. Direkt. Echt.
Als das Konzert seinem Ende entgegenging, spürte man im Raum diese besondere Ruhe zwischen den Tönen. Der letzte Song, der letzte Refrain – dann Stille. Hannes Braun legte seine Gitarre beiseite, trat einen Schritt nach vorn und blickte in die Menge. Kein inszenierter Moment, keine großen Worte. Nur Applaus. Lang, laut, ehrlich.
Das Publikum feierte die Band, als würde nichts zu Ende gehen. Kissin’ Dynamite nahmen diese Energie auf, nickten, bedankten sich und verließen die Bühne so, wie sie gekommen waren: konzentriert, geschlossen, ohne Übertreibung.
Hannover bekam an diesem Abend keine Abschiedsshow, sondern ein starkes Konzert einer Band, die weiß, wo sie steht. Back with a Bang! war keine leere Parole, sondern ein Versprechen, das eingelöst wurde – mit Lautstärke, Leidenschaft und Herzblut. Ein Abend, der zeigt, dass Rock’n’Roll in Clubs wie dem Capitol noch immer genau dort lebt, wo er hingehört: nah dran, ehrlich und laut.
