Die „Legendary Tour“ von Sabaton in der ZAG Arena Hannover ist mehr als nur ein weiterer Arenaabend im Tourkalender. Neues Album, neues Story-Konzept, neues Bühnendesign und ein Vorprogramm, das komplett aus dem eigenen Kosmos gespeist wird – Sabaton in der ZAG Arena Hannover setzen ihren Anspruch hoch an. Die Halle ist, wie inzwischen üblich, ausverkauft, die Schlange vor dem Eingang lang, die Vorfreude spürbar. Die Frage, ob man an einem Abend zu viel Sabaton bekommen kann, begleitet uns dennoch auf dem Weg in die Arena – nicht zuletzt aus Erfahrung.

Vor einigen Jahren in Stuttgart liefen vor, zwischen und nach dem Auftritt von Rammstein praktisch ausschließlich Songs der Hauptband vom Band. Eine Dauerbeschallung, die irgendwann anstrengend wirkte und jeden Überraschungsmoment im Keim erstickte. Der Abend von Sabaton in der ZAG Arena Hannover löst diese Sorge schnell auf. Die Atmosphäre im Foyer und in der Halle ist vielfältiger, das musikalische Umfeld breiter angelegt. Die volle Dosis Sabaton gibt es hier sehr kontrolliert – und vor allem inszeniert – auf der Bühne.

Ein Abend ganz im Zeichen von Sabaton

Sabaton in der ZAG Arena Hannover treten mit einem klar durchkomponierten Konzept an. Das neue Album „Legends“ dient als roter Faden, der historische Figuren und Ereignisse aus verschiedenen Epochen miteinander verbindet. Gleichzeitig trägt das Tourmotto „Legendary“ den Anspruch bereits im Namen: Vorprogramm, Schauspielteil und Hauptshow greifen ineinander und erzählen einen gemeinsamen Abend, der von der ersten Minute an auf die Welt von Sabaton konzentriert ist.

Der entscheidende Unterschied zu vielen anderen Produktionen: Die Band verlässt sich nicht nur auf Pyrotechnik und bekannte Hits, sondern bindet das Publikum in eine Art metallisch geprägten Geschichtsunterricht ein. Sabaton in der ZAG Arena Hannover erzählen von Feldherren, Kämpfern und mythisch überhöhten Figuren – ohne die Grenze zum Musical zu überschreiten, aber mit deutlich mehr dramaturgischem Anspruch, als man es im Power Metal lange gewohnt war.

Das Legendary Orchestra eröffnet den Abend

Bevor Sabaton in der ZAG Arena Hannover selbst in Erscheinung treten, gehört die Bühne dem Legendary Orchestra. Unter einem riesigen, über der Bühne schwebenden Almanach nehmen Streicher, Bläser, Schlagwerk und Chor ihre Plätze ein. Im Mittelpunkt steht Dirigentin und Sängerin Noa Gruman von Scardust, flankiert von Violinistin Miao Asano und Multiinstrumentalistin Patty Gurdy. Gemeinsam tauchen sie gut eine Stunde lang tief in die Diskografie von Sabaton ein – allerdings in einem völlig anderen Gewand.

„Ghost Division“ eröffnet diesen Teil des Abends zunächst ungewohnt zurückhaltend. Die Melodie tastet sich langsam voran, der Rhythmus baut sich Schritt für Schritt auf, bevor die Trommeln anziehen und der bekannte Spannungsbogen einsetzt. Spätestens in diesem Moment realisieren auch die hinteren Reihen, welcher Klassiker hier neu gedacht wird. Der Effekt ist deutlich: Das Orchester funktioniert nicht als dekorative Beigabe, sondern trägt die Songs eigenständig und souverän.

Mit „Bismarck“ fällt dann auch im Innenraum die letzte Skepsis. Die ersten Fäuste gehen in die Höhe, während Patty Gurdy mit der Nyckelharpa nordische Klangfarben beisteuert. Greift sie zur Drehleier, entstehen Duellsituationen mit der elektrisch verstärkten Violine von Miao Asano, die in „Maid Of Steel“ bewusst die Rolle einer Leadgitarre übernimmt. Die Arrangements bleiben dabei immer nah genug am Original, um Wiedererkennung zu garantieren, nutzen aber den vollen Klangkörper, um neue Schattierungen herauszuarbeiten.

Der Chor unter der Leitung von Noa Gruman sorgt dafür, dass die Fans in der ZAG Arena Hannover nicht nur zuhören, sondern immer wieder mitsingen. Bekannte Refrains funktionieren praktisch von allein, wenn hunderte Stimmen den orchestralen Teppich ergänzen. Grumans klare, kraftvolle Stimme gibt dem Ganzen eine deutliche Kontur und verleiht Songs wie „Winged Hussars“, das durch Patty Gurdys Tin Whistle eine fast folkige Leichtigkeit bekommt, zusätzliche Tiefe.

Zwischen den Stücken verbinden gesprochene Passagen die historischen Themen, ähnlich den History Editions der Sabaton-Alben. Besonders eindringlich gelingt das bei „Sarajevo“, dessen atmosphärischer Aufbau in der dunklen Arena eine dichte Spannung erzeugt. Neben bekannten Stücken tauchen mit „Hearts Of Iron“ auch Titel auf, die man nicht auf jeder Tour erwartet. Spätestens im Finale, wenn „Swedish Pagans“ in dieser orchestralen Fassung durch die ZAG Arena Hannover rollt, ist klar, dass das Legendary Orchestra weit mehr ist als eine freundliche Aufwärmübung.

Historische Figuren auf der Satellitenbühne

Nach einer Umbaupause verlagert sich der Blick in die Hallenmitte. Eine kleine Bühne hinter dem Mischpult, die zuvor kaum Beachtung gefunden hat, wird plötzlich zum Brennpunkt. Eine elegant gekleidete Gestalt mit übergroßem Hut und unverkennbarem Akzent erklimmt einen Wachturm. Napoleon Bonaparte stellt sich vor – selbstsicher, mit reichlich Eigenlob und einer gehörigen Portion Überheblichkeit.

Kurz darauf gesellen sich Dschingis Khan und Julius Caesar dazu, und es entspinnt sich ein Streit darüber, wer von ihnen die größte Legende sei. Das Publikum reagiert entsprechend der Rollen: Buhrufe für Napoleon, eher skeptischer Applaus für den mongolischen Feldherrn, Jubel für den römischen Imperator. Die Szene wirkt auf den ersten Blick wie ein eigenständiges Theaterstück, ist aber klar als Überleitung zum Album „Legends“ angelegt.

Die Band verweist damit auf die Figuren, die im Verlauf des Albums eine Rolle spielen: von Hannibals Alpenüberquerung über den japanischen Schwertmeister Miyamoto Musashi bis hin zum chinesischen General Lü Bu und dem ägyptischen Pharao Sesostris III. Die historische Genauigkeit steht nicht im Vordergrund, sondern die Verdichtung auf markante Momente, die sich auf der Bühne erzählen lassen.

Der Streit der Herrscher findet ein abruptes Ende, als die Tempelritter die Bühne betreten. Ihr Anführer erklärt, dies sei kein Ort für Eitelkeiten, sondern ein Abend für Heavy Metal. Mit Fackeln und bewaffneter Eskorte ziehen sie durch den Innenraum, während von der ZAG Arena Hannover aus die Blicke zur Hauptbühne gehen. Dort senkt sich eine Brücke, die den Weg zur monumentalen Burgkulisse öffnet.

Die Burg in der ZAG Arena Hannover

Als die Tempelritter ihre Helme abnehmen, stehen plötzlich vier vertraute Gesichter vor dem Publikum: Sabaton in der ZAG Arena Hannover haben ihren Auftritt bereits mitten im Geschehen vorbereitet. Über die Brücke kehrt der Trupp zur Hauptbühne zurück, die nicht mehr an militärische Gräben erinnert, sondern an eine mächtige Festung.

Statt Stacheldraht und Panzer dominieren massive Mauern, Türme und Fackeln das Bild. Das Schlagzeug von Hannes van Dahl thront hoch über dem Geschehen und wird von gigantischen metallenen Handschuhen getragen. Aus Wasserspeiern an der Burgmauer schießen immer wieder Flammen empor, während entlang der Zinnen Pyroeffekte gezielt eingesetzt werden.

Mit „Templars“ eröffnen Sabaton in der ZAG Arena Hannover ihren Teil des Abends. Der Titel verzichtet zwar auf das Tempo eines „Ghost Division“, passt aber perfekt zu Kulisse und Storyline. Die Band nutzt zunächst weiterhin die Satellitenbühne im Hallenrund, bevor der lange Steg zur Decke gezogen und der Blick für alle freigegeben wird. Spätestens bei „The Last Stand“ ist die gesamte ZAG Arena Hannover in Bewegung, während im Hintergrund ununterbrochen Feuerfontänen in die Höhe fahren.

Showeinlagen, Pyro und eine mutige Songauswahl

Im weiteren Verlauf wechseln sich Showelemente, Kostümwechsel und historische Einspielungen nahezu nahtlos ab. Dschingis Khan, Caesar und Napoleon kehren noch einmal zurück, um die ihnen gewidmeten Stücke anzukündigen. Besonders eindrucksvoll wirkt „I, Emperor“, wenn Napoleon von der Burgmauer aus seine Armee dirigiert und am Ende die aufgestellten Kanonen feuern.

Im drückenden „Stormtroopers“ darf Frontmann Joakim Brodén eine Dynamitladung zünden, die kurz zuvor von Statisten auf der Bühne platziert wurde. Trotz der Vielzahl an Effekten bleibt der Ablauf erstaunlich flüssig. Die unvermeidlichen Umzüge hinter den Kulissen, die Brodéns Kostümwechsel erfordern, werden durch Intros, Instrumentalpassagen oder kurze Ansprachen überbrückt, so dass der Spannungsbogen kaum reißt.

Zwischen all dem Spektakel nehmen sich Sabaton in der ZAG Arena Hannover Zeit für direktere Momente. Bassist und Gründungsmitglied Pär Sundström ergreift vor „Christmas Truce“ länger das Wort, bedankt sich beim Publikum und ordnet den Song ein. Es sind diese stilleren Augenblicke, in denen die Band zeigt, dass hinter der perfekt durchinszenierten Show durchaus ein Bewusstsein für Inhalt und Wirkung der eigenen Texte steht.

Bemerkenswert ist die Entscheidung, einige der ganz großen Live-Favoriten in das orchestrale Vorprogramm auszulagern. Dadurch entsteht im Hauptset Raum für Titel, die nicht auf jeder Tour im Zentrum stehen. „The Art Of War“ taucht ebenso auf wie „Hearts Of Iron“, und mit „Masters Of The World“ schließen Sabaton in der ZAG Arena Hannover den Abend mit einem Stück, das eher als Fanliebling denn als offensichtlicher Hit gilt.

Chor, Klassiker und Nähe zum Publikum

In der zweiten Hälfte des Sets betritt das Legendary Orchestra erneut die Bühne. Noa Gruman und der Chor nehmen auf dem Burgwall Platz und verstärken die Band stimmlich. „Christmas Truce“ gewinnt durch diese Besetzung zusätzlich an Tiefe, die fehlenden Schneekanonen von früheren Tourneen geraten dabei schnell in den Hintergrund. In „Soldier Of Heaven“ trägt der Chor die Harmonien über die Ränge der ZAG Arena Hannover und verleiht dem Song eine fast filmische Note.

Spätestens bei „Primo Victoria“ steht die gesamte Halle. Der Refrain schwappt in Wellen durch den Raum, während der Chor den Gesang der Fans stützt. Zuvor hatten Sabaton in der ZAG Arena Hannover bereits mit „Attack Of The Dead Men“ demonstriert, dass sie trotz Arenaformat Nähe herstellen können. In voller Montur bahnt sich die Band einen Weg durch das Publikum, was auf den Rängen zunächst ungläubige Blicke und dann breite Grinsen auslöst.

„To Hell And Back“ markiert einen dieser typischen Sabaton-Momente, in denen Konzert und ausgelassene Party kurzzeitig ineinanderfallen. Die ZAG Arena Hannover singt jede Zeile mit, und es entsteht der Eindruck, der Abend könne problemlos noch eine halbe Stunde weiterlaufen. Umso überraschender kommt für viele, dass „Masters Of The World“ bereits den Abschluss markiert. Nicht jede Ecke der Halle registriert im ersten Moment, dass dies tatsächlich der letzte Song ist, doch der Applaus am Ende spricht eine eindeutige Sprache.

Legendary Tour und ihr Anspruch

Am Ende des Abends bleibt der Eindruck eines sehr bewusst aufgebauten Konzepts. Sabaton in der ZAG Arena Hannover präsentieren eine Show, die auf hohem technischen und inszenatorischen Niveau agiert, ohne sich im Effektgewitter zu verlieren. Das Zusammenspiel aus Legendary Orchestra, historischem Schauspiel und Burgkulisse erzeugt einen Abend, der in sich geschlossen wirkt und die Band gleichzeitig tiefer in ihre eigene Themenwelt führt.

Der metallische Geschichtsritt spannt sich über viele Epochen, nimmt sich Freiheiten in der Darstellung, funktioniert aber als Liveerlebnis erstaunlich schlüssig. Wer am Anfang des Abends noch Zweifel hatte, ob so viel Sabaton an einem Abend funktionieren kann, verlässt die ZAG Arena Hannover mit einem anderen Gefühl. Die Frage, ob es zu viel sein könnte, beantwortet sich spätestens dann, wenn das Licht wieder angeht und man feststellt, dass man dieser „Legendary Tour“ problemlos noch einige Kapitel hätte folgen können.

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